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Mechanismen des Vergessens. Eine deutsch-polnische Konferenz

[ Programm ]
Freitag, 21.4.2006

17.30: Begrüßung durch Stefanie Peter, künstlerische Leiterin von Büro Kopernikus. Deutsch-Polnische Kulturprojekte, eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes

17.45: Einführung durch Susanne Altmann, Kuratorin der Konferenz

18 Uhr: Eckhart Gillen (Kunsthistoriker/Berlin)
"totenreklame" im Auftrag der Staatssicherheit.
Anmerkungen zu einer in Vergessenheit geratenen Topographie der Geschichte des Dresdner Künstlers Ralf Kerbach

In seinem Eröffnungsvortrag spricht Eckhart Gillen mit beabsichtigtem lokalen Bezug über das DDR-Reisebuch des Künstlers Ralf Kerbach, heute Malerei-Professor an der Dresdner Kunsthochschule. Die Geschichte eines vergessenen und lange verschwundenen Kunstwerks wird in seinen symptomatischen Dimensionen interpretiert.



Samstag, 22.4.2006

9.30 Uhr: Łukasz Ronduda (Kurator/Warschau)
Die polnische SozArt und Soz Pop Art der 1970er

SozArt und Soz Pop Art sind zwei unterschiedliche, völlig vergessene Kunstphänomene, die in den 1970er Jahren in Polen von Künstlern entwickelt wurden, die der kommunistischen Partei angehörten und auf diese Weise versuchten, ihre politischen und künstlerischen Aktivitäten zu verbinden: Janusz Haka, Zdzisław Sosnowski, Jacek Drabik, Anastazy Wiśniewski, KwieKulik.

10.30 Uhr: Paul Kaiser (Kulturwissenschaftler/Dresden)
Kunstkanon und Künstlerrolle.
Beobachtungen zu einem (Zwangs-)Verhältnis vor
und nach 1989.

Welche institutionellen Mechanismen wirkten bei den Anstrengungen, den engen Kunstkanon in der DDR zu erweitern? Dabei stieß das normative Kunstmodell des "Sozialistischen Realismus" auf historistische Künstlerrollen von „Boheme" und „Hofkünstlertum". Das Nachwirken des Kanons und dieser Künstlerrollen nach 1989 wird ebenso behandelt werden.

11.30 Uhr Kaffeepause

11.45 Uhr: Aneta Panek (Kunsthistorikerin/Berlin)
Konkrete Kunst in Zeiten von historischen Umbrüchen

In diesem Referat wird ein Blick auf die polnische und deutsche Szene zugleich angeboten – und zwar unter dem Aspekt der konkreten Kunst. Wenn Mauern fallen und politische Systeme abgeschafft werden, dann profitieren auch Künstler. Zensur, wird endlich durch Freiheit abgelöst. Wirklich? Was hat sich an der Lage der Künstler, die sich im sozialistischen Polen und in der DDR mit konkreter Kunst beschäftigten, nach der Wende tatsächlich geändert?

14 Uhr: Izabela Kowalczyk (Kulturwissenschaftlerin/Poznań)
Feministische Kunst in Polen – gegen Marginalisierung

Während noch in den 1980er Jahren feministische Kunst nur wenig Bezug zur polnischen Realität hatte, reflektiert sie seit dem Zusammenbruch des Kommunismus Fragen von Identität, Körperlichkeit sowie Konsumkultur. Außerdem werden aktuelle, brisante Probleme wie Abtreibung, die Dominanz von katholisch-konservativen Auffassungen und erneute Beschränkungen der künstlerischen Freiheit behandelt.

15 Uhr: Zbigniew Libera (Künstler/Warschau)
Nicht erinnert – doch nicht vergessen.
Die polnische Neo-Avantgarde der frühen 1970er Jahre

Als unbequemer Künstler hat Zbigniew Libera die restriktiven Methoden des “verlängerten Arms” der Staatsgewalt und damit eine Medienlandschaft jenseits von Pressefreiheit bereits vor 1989 selbst erfahren. Sein Vortrag basiert auf einer Serie von Fotografien mit dem Titel „Masters"/ „Mistrzowie” (2004). Diese Arbeit Liberas besteht aus fünf Presseartikeln über polnische Künstler der 1970er Jahre. Obgleich völlig unbekannt und offiziell zurückgewiesen, inspirierten sie eine ganze Generation von jungen Kollegen.

16 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr: Britt Schlehahn (Kunsthistorikerin/Leipzig)
Im Schatten des Schlagwortes “Leipziger Schule”

Während noch in den 1980er Jahren Dutzende Künstler unter dem Schlagwort “Leipziger Schule” zusammengefasst wurden, gibt es heute eine Konzentration auf einige wenige Künstler. Ein Blick auf die bisher kaum beachteten Künstler und deren Arbeiten soll nicht nur das breite Spektrum an Kunst aus Leipzig aufzeigen, sondern auch die derzeitige Kanonisierung hinterfragen.

17 Uhr: Else Gabriel (Künstlerin/Berlin)
FLU - Virus und Werk.
Über AUTO-PERFORATIONS-ARTISTIK und das Äthermuseum

Else Gabriel spricht über ihre Arbeit in der Künstlergruppe der AUTO- PERFORATIONS-ARTISTEN, die seit 1982 an der Kunsthochschule Dresden aktiv war. Außerdem stellt sie ihr “Äthermuseum” vor, das sich nach Zerfall der DDR mit Erinnerung und Amnesie, dem Verschwinden von Kindheitsräumen und ideologischen Wunschträumen beschäftigte.

Abschlussdiskussion



Sonntag, 23.4.2006

10 Uhr: Anda Rottenberg (Kunsthistorikerin/Warschau)
Oblivion – Vergessen oder Leugnen

Zum Abschluss der Konferenz und im Anschluss an interessante Einzelfälle wird sich Anda Rottenberg dem Thema des Vergessens aus einem eher universellen Blickwinkel nähern. Diese Metaebene ruft automatisch die Idee eines kollektiven Gedächtnisses hervor, das in beiden Ländern während der letzten sechs Dekaden überwiegend von den gesellschaftlichen Erfahrungen des Totalitarismus geprägt war.

11 Uhr Brunch

12 Uhr: Christoph Tannert (Kunstwissenschaftler/Berlin)
Öde Elbe.Springteufel.Hügelgrün
Dresden vor der Wende

Christoph Tannert untersucht die Aktivitäten der Autoperforationsartisten in den 1980er Jahren aus ihren örtlichen Bedingtheiten heraus und beleuchtet dabei deren Abgrenzung von den Normen des Sozialistischen Realismus. Dabei genießt Christoph Tannert den Standortvorteil der Zeitzeugenschaft und der persönlichen Bekanntschaft zu den vier Künstlern.

offizielles Schlusswort


13 Uhr: gemeinsamer Besuch der Ausstellung „Autoperforationsartisten” mit Führung durch Constanze von Marlin, Kuratorin
“Autoperforationsartisten”: Micha Brendel, Else Gabriel, Rainer Görß und Via Lewandowsky
Oktogon der Hochschule für Bildende Künste Dresden (Zugang über
Georg-Treu-Platz)
Die Ausstellung läuft vom 6.4. bis 14.5. 2006.
www.hfbk-dresden.de


Außerdem:
“Sich Einrichten”
Ein polnisch-deutsches Ausstellungsprojekt in der Motorenhalle
Kuratorin: Anna Płotnicka (Wrocław)
Elżbieta Jabłońska (Bydgoszcz)
Dominik Lejman (Gdańsk)
Maciej Kurak (Poznań)
Natalia LL (Wrocław)
Hanna Nowicka (Sopot)
Jadwiga Sawicka (Przemyśl)
Julita Wójcik (Gdańsk)
Eröffnung am Freitag, 21.4. 2006
Veranstaltungsort
Motorenhalle – Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, Dresden

Konferenztermin
21.-23. April 2006

Beteiligte Institution
ifa – Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart
Motorenhalle – Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, Dresden