Mobile Akademie Warschau: „Geister, Gespenster, Phantome und die Orte an denen sie leben“ - 1

Mobile Akademie Warschau: „Geister, Gespenster, Phantome und die Orte an denen sie leben“

[ Beteiligte ]

Hannah Hurtzig

Von 1985 bis 1990 war Hannah Hurtzig als Künstlerische Leiterin der Kampnagelfabrik in Hamburg tätig. 1996 war sie Programmdirektorin des internationalen Festivals THEATER DER WELT in Dresden. 1998 hatte sie die künstlerische Leitung der BONNER BIENNALE inne, einem europäischen Festival zeitgenössischer Dramatik. 1999 übernahm sie die Konzeption und Leitung der "Internationalen Theater-Akademie Ruhr. Ein Treffpunkt von Theater, Feldforschung und Philosophie auf postindustriellem Gelände", die in Bochum stattfand. Von 2000 bis 2003 war Hannah Hurtzig Dramaturgin an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, von 2003 bis 2005 Kuratorin im Projekt ErsatzStadt, einem Initiativprojekt der Bundeskulturstiftung und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
Heute lebt sie als freischaffende Dramaturgin, Kuratorin und Festivalmacherin in Berlin.
INSTALLATIONSPROJEKTE:
- zur Thematik und Metapher der Bibliothek und des Archivs, u.a. Filiale für Erinnerung auf Zeit, eine mediale Installation zum Thema Erinnerungs- und Gedächtniskunst, mit Anselm Franke, Hamburger Kammerspiele (2000)
- Information Retrieval - Dialogues on Archiving, public art installation, British Museum, King`s Library, London International Festival of Theatre (2001)
- Der Flüchtling: Dienstleistungen an Unerwünschten, Mobile Akademie/ErsatzStadt/Volksbühne am Rosa- Luxemburg- Platz, Berlin (2002)
- Rollende-Road-Schau. Ein mobiles Container Theater gemeinsam mit dem Bühnenbildner Bert Neumann, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (2000/2001)
- Kiosk für nützliches Wissen. Die mobile Forschungseinheit der ErsatzStadt (2003/2004)
- Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Die halluzinierte Volkshochschule der Mobilen Akademie, Kunstverein in Hamburg (April 2005)
- Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Die halluzinierte Volkshochschule der Mobilen Akademie mit 100 Experten aus Berlin, Hebbel am Ufer, Berlin (Mai 2005).
EINRICHTUNG UND DRAMATURGIE (Auswahl):
- Du - Die Stadt. Ein urbanes Theaterstück in 15 Sequenzen für einen Zuschauer, Fiona Templeton, New York, München (1991)
- Feel time, Les Levine, New York. Billboard Art, Lenbachhaus, München (1992)
- Going Bye Byes. Stephen Taylor Woodrow, Orangerie Englischer Garten, München (1992)
- Bloomsday. 18stündige szenische Dauerlesung von James Joyce' „Ulysses”, Hamburg (16. Juni 1988), München (16.Juni 1991)
- The Passions of Natasha, Nokiko, Nicola, Nanette and Norma. Barbara Bloom/Shelley Hirsch, Bayrisches Staatsschauspiel, Wiener Festwochen, Hebbel-Theater Berlin (1993)
- Ein Voyeur ist ein Zeuge ist ein Kunde. Eine Trilogie zum Thema Publikum. Jerzy Kalina, Warschau, David Maayan, Israel, Dirk Groeneveld, Amsterdam, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (1994)
- I LAB U - Ein Laboratorium zur Erforschung der Erinnerung. Theaterzentrum Akko, Israel, David Mayaan, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (1994) und Wiener Festwochen (1995)
- Memory Arena. Eine Reise ins Archiv. Arnold Dreyblatt/Fred Pommerehn, Kampnagelfabrik Hamburg (1995)
- Lovepangs. heavygirlslighten. Kongress an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (2001)
- The Lady is not to be Burned. Michael Simon, Theaterskizzen Dokumenta X, Kassel (1998)
- Ye Yan. The Night Banquet. Chen Shi Zheng/Guo Wenjing, Festival d`Automne, Paris, Lincoln Center, New York, Hebbel-Theater, Berlin (2001).
VERÖFFENTLICHUNGEN:
Features und Hörstücke für den österreichischen Rundfunk, journalistische Arbeiten, Interviews u.a. für „Theater heute” und „Theaterschrift”;
Herausgeberin: Imitation of Life. Bert Neumann: Bühnenbilder, Theater der Zeit Verlag, 2001.
LEHRTÄTIGKEITEN:
DASARTS Advanced Research for Theatre and Dance in Amsterdam,
Stiftungsprofessorin an der Ruhr-Universität Bochum im Fachbereich Theaterwissenschaften (1999),
Universität Hamburg im Fachbereich Literaturwissenschaften (2000).


Carolin Hochleichter

Geboren 1977 in Nürnberg. Studium der Kulturwissenschaften in Hildesheim.
Carolin Hochleichter wirkte in zahlreichen freien Theater-Projekten mit. Sie leitete von 2001 bis 2003 die 'Nachtbar' am Stadttheater Hildesheim sowie das Festival 'transeuropa 2003', bevor sie als Assistentin von Matthias Lilienthal ans Berliner Theater Hebbel am Ufer wechselte. Seit 2004 arbeitet sie mit Hannah Hurtzig für die Mobile Akademie, die zuletzt in Berlin stattfand und im Sommer 2006 in Warschau realisiert wird. Sie ist seit April 2005 verheiratet.


prof. dr Maria Janion

Geboren 1926 in Mońki. Studium der Polnischen Philologie an den Universitäten in Łódź und Warschau.
Maria Janion ist Professorin am Institut für Literarische Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften sowie Hochschuldozentin.
Zunächst leitete sie die Arbeitsstelle für die Geschichte künstlerischer Formen in der polnischen Literatur, anschließend den Bereich Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Von 1970 bis 1990 arbeitete Maria Janion an der Universität Danzig, wo sie das Konservatorium „Transgresje“ mitbegründete. Ab 1981 lehrte sie auch an der Warschauer Universität. Von 1992 an war sie an der Schule für Gesellschaftswissenschaften beim Institut für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften tätig.
1977 begründete sie die Gesellschaft für wissenschaftliche Kurse mit. Maria Janion gehört zu den hervorragendsten Kennern der polnischen und europäischen Romantik. Sie ist Autorin vieler Publikationen zu diesem Thema.
Sie wurde u.a. mit folgenden Preisen bedacht: 1980 Preis der Jurzykowski-Stiftung New York, 1999 Großer Preis der Kulturstiftung, 2001 Wyka-Preis.
Im Jahre 1994 erhielt Prof. Maria Janion die Ehrendoktorwürde der Universität Danzig.


Olaf Breuning

Der 1970 in Schaffhausen in der Schweiz geborene Olaf Breuning lebt in New York. Seine Fotografien, Videos, Plastiken und Installationen verweisen oft auf vertraute Mythen, Stereotype und kulturelle Fantasien, wie sie den Massenmedien eigen sind. Seine Arbeiten werden aufwendig inszeniert, um visuell faszinierende und bezwingende narrative Bilder entstehen zu lassen. Sie speisen sich aus den Klischees der Medien- und Populärkultur, aber auch aus verschiedenen Formen der Freizeitindustrie und erschaffen so ein Universum an künstlichen Realitäten und zitierten Künstlichkeiten. Breuning denaturiert in seiner Kunst „reale“ Orte weniger dadurch, dass er sie übergangs- und zusammenhangslos darstellt, sondern vielmehr durch eine Abbildung mit primitivsten Mitteln.
Kritisch gegenüber der, wie er es nennt, zunehmenden „Übercodierung“ neuester Kunst, widmet er sich der Popkultur, um so seine Arbeit dem Rezipienten zugänglich zu halten. Der Künstler betont die Kontinuität zwischen Alltag und den künstlichen Welten der Mode, des Films, des Fernsehens und der Freizeit, und eröffnet dadurch subjektive Lesarten, die sich der einen, kohärenten Wahrheit verschließen. Breuning reist durch die ganze Welt (von Spanien über die Schweiz bis nach Peru), um Schauplätze für die Inszenierungen der Motive seiner großformatigen fotografischen Arbeiten zu finden. Er stellt in ganz Europa aus, in Japan, den USA ausgestellt und zuletzt im Le Magasin, Grenoble, im Museo de Arte Carrillo Gil, Mexiko Stadt, im Musée de Strasbourg, Straßburg (alle 2003), im Stedelijk Museum, Amsterdam (2004), im Chapter Visual Arts, Cardiff und in der Chisenhale Gallery, London (beide 2005). Olaf Breuning beteiligte sich außerdem an Gruppenausstellungen im Contemporary Arts Museum, Houston, (2004), auf der Prag Biennale für zeitgenössische Kunst und der Jeu de Paume, Paris (beide 2005).


Bojana Cvejić

Bojana Cvejić wurde 1975 in Belgrad geboren. Sie arbeitet beim Schreiben, Lehren, in Dramaturgie, Inszenierung, Choreographie und zeitgenössischer Musik mit Ansätzen der kritischen Theorie. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Vortrag, Biographie, Theorie und Performance. Von 1995 bis 2000 inszenierte sie in Belgrad mehrere Musiktheaterstücke (Mozart, Gluck, de Falla, Strawinsky). Seit 1999 entwickelt sie zusammen mit Jan Ritsema Inszenierungspraktiken, die Textualität im Theater und in Performance jenseits traditioneller dramatischer Modelle zu entdecken suchen. In „Pipelines, a construction” (2004) untersuchen Cvejić und Ritsema, wie das unterirdische Pipeline-System die geopolitischen und ökonomischen Beziehungen sowie die Machtkämpfe in Zentralasien symbolisiert, in „knowH2Ow“ (2005) nehmen sie die Zukunft der Wasserstoffenergie als Aufhänger, Unabhängigkeitsidee innerhalb einer Gesellschaft der Grenzen, Schwellen, Versprechungen und zynischen Selbstreflexionen zu diskutieren. Bojana Cvejić unterrichtete in zahlreichen europäischen Bildungsprogrammen, u.a. bei P.A.R.T.S. in Brüssel. Zugleich organisiert sie Plattformen für Theorie und Praxis von Performance: TkH Centar (Walking Theory Centre) in Belgrad sowie PAF (PerformingArtsForum) in St. Erne, Frankreich. Sie publiziert Essays in Zeitschriften für darstellende Künste, so in „Etcetera“, „Teorija koja Hoda“, „Maska“, „Frakcija“ usw., und hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt „Open Work in Music“ (Belgrad 2004). Ihr Hauptinteresse liegt in der Erforschung der sich wandelnden Rolle von Theorie bei der Stärkung des Performance-Bereichs.


Paweł Dunin-Wąsowicz

Geboren 1967. Paweł Dunin-Wąsowicz ist Publizist, Literaturkritiker und Leiter des Verlags „Lampa i Iskra Boża“. Zudem ist er Chefredakteur der Zeitschrift „Lampa“ und Autor der „Gespensterbibliothek“. Dunin-Wąsowicz entdeckte Dorota Masłowska und verlegt deren Bücher. Er ist Mitautor eines der literaturwissenschaftlichen Standardwerke für die neue polnische Literatur (Parnas Bis. Słownik literatury urodzonej po 1960 roku). Zusammen mit Tomasz Łubieński und Kinga Dunin moderiert er im 1. Polnischen Fernsehen die Sendung „Dobre książki“ (Gute Bücher).


Stefan Kaegi

Stefan Kaegi, geboren 1972 in der Schweiz, ist Theaterregisseur. Anstatt Dramen zu inszenieren, entdeckt er das Theatralische im Alltag. Die Annäherung an seine Themen geschiet dokumentarisch: was man auf der Bühne letztlich sieht, sind lebendige Prototypen und Experten - in die Grauzone zwischen Realität und Fiktion versetzt; Bildmontagen von dokumentarischem Material; theatralische Interventionen und Menschen von der Straße, die als Experten in inszenierten Situationen auftreten.
Stefan Kaegi studierte Bildende Kunst in Zürich sowie Performance an der Universität Gießen. In Argentinien, Brasilien, Österreich und Polen arbeitete er mit ansässigen Performern an Projekten im urbanen Kontext. Dabei entstanden Motorradtouren, Audio-Führungen, Haustier-Zeremonien und Busfahrten. Sein argentinisches Stück „Torero Portero“ wurde in München (Theaterfestival SpielArt), Frankfurt am Main (Mousonturm) und Berlin (HAU) gezeigt, aber auch in Bogotá, Rio de Janeiro und São Paulo. Für seine Schnitzeljagd „Skrót: Krakau Files“ wurden die Städte Frankfurt, Gießen, München und Krakau zum Bühnenbild. Auf dem Berliner Festival Politik im freien Theater 2005 wurde Stefan Kaegis Modelleisenbahn-Welt Mnemopark mit dem Preis der Jury ausgezeichnet – und zum Avignon Festival 2006 eingeladen.
2000 begründete Stefan Kaegi zusammen mit Helgard Haug und Daniel Wetzel das Theater-Label Rimini Protokoll. Seitdem inszenieren sie Dokumentar-Stücke, wie z.B. „Kreuzworträtsel Boxenstopp“, in dem 80-jährige Damen mit der Formel 1 konfrontiert werden. Für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg ließen sie eine Mannschaft von Grabrednern und Trauermusikern zusammen mit Studenten der Chirurgie und Grabsteinmetzen in „Deadline“ auftreten. Dieses Stück sicherte ihnen die Einladung zum Berliner Theatertreffen 2004. In „Sonde Hannover“ konnte das Publikum durch Ferngläser die Stadt als Theaterstück betrachten. Zu Protesten seitens der Politiker kam es, als sie während des Festivals Theater der Welt 2002 mit dem Stück „Deutschland 2“ eine komplette 18-stündige Bundestagssitzung mit 200 Einwohnern der ehemaligen Hauptstadt Bonn live nachstellten. 2004 entwickelte Rimini Protokoll „Sabenation“ für das Kunsten Festival in Brüssel sowie „Schwarzenbergplatz“ für das Burgtheater Wien (nominiert für den Nestroy-Preis 2005). Für „Call Cutta“ gründeten sie ein Call Centre im indischen Kalkutta, von dem aus das Berliner Publikum via Handy fernbedient wurde. Kaegis letzte Arbeiten waren „Cameriga“ auf dem Homo Novus Festival Riga (2005) und „Blaiberg und sweetheart 19“ für das Schauspielhaus Zürich. 2006 wird Kaegi an Projekten in Berlin, Zürich, Sofia, Düsseldorf und São Paulo arbeiten.


Xavier Le Roy

Der 1963 in Juvisy sur Orge geborene Xavier Le Roy ist Tänzer, Choreograf und Regisseur. Das Paradigma seiner Arbeiten ist der Ansatz, dass Gesellschaft und soziale Beziehungen unentwegt durch kleine Handlungen jedes Einzelnen produziert und reproduziert werden. Le Roy wird oft als untypischer Tänzer bezeichnet, war er doch früher als Molekularbiologe tätig. Seine Karriere als Tänzer startete er 1991. 1993 begann er mit eigenen Arbeiten und Forschungen, die die sozialen und kulturellen Bedingungen seiner persönlichen Biografie reflektierten. Körper sind der Ausgangspunkt für unbegrenzte Möglichkeiten von (Selbst-)Bild, (Selbst-)Konstruktion und (Selbst-)Dekonstruktion. Andererseits sind sie in sozialen Gewohnheiten gefangen und von deren Bequemlichkeiten und Zufälligkeiten begrenzt.„Le Roy erschließt einen Bereich, in dem wissenschaftliche und gesellschaftliche Fakten in ein imaginäres Körperbild übersetzt werden.“ (Francois Piron, Journal des art of Connivence, 6th Biennale de Lyon).
1999 gründete er zusammen mit Petra Roggel die Gruppe in situ productions und lud Choreografen, Tänzer, Theoretiker und Videokünstler ein, im experimentellen Projekt E.X.T.E.N.S.I.O.N.S. mitzuarbeiten. Das Jahr 2003 markiert das Debüt des Projekts. „Ich bin an den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen einigen Spielen und Sportarten sowie darstellender Kunst (z.B. Tanz) interessiert, wenn man bedenkt, dass beides Schauspiele sind. […] Spielen wird von einem bestimmten Bewusstsein für eine zweite Wirklichkeit bzw. für eine freie Unwirklichkeit begleitet, als Gegenteil zur reellen Welt. Was mich aber am meisten interessiert, ist, dass das Spielen den Übergang vom Nichtrealen zum Realen oder von der nichtrealen Fiktion zur realen Fiktion zeigt, was ebenso charakteristisch für zeitgenössische Choreografie und Tanz ist.“
Vor kurzem begann Le Roy mit dem Komponisten Bernhard Lang zusammenzuarbeiten. Sie inszenierten „Das Theater der Wiederholungen“ beim Steirischen Herbst in Graz (2003) sowie das Opernszenario „imposters“ (Betrüger) an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin (2005). Im letzten Jahr experimentierte er mit kompositorischen Herangehensweisen und der versteckten Theatralität von Konzerten und entwickelte in Wien „Mouvements für Lachenmann. Inszenierung eines Konzertabends“ mit der Musik von Helmut Lachenmann (2005).
Seit 2004 nahm Xavier Le Roy an verschiedenen Bildungsprogrammen teil. 2007/2008 wird er freier assoziierter Künstler am Centre National Choréographique de Montpellier sein.


Rabih Mroué

Der 1967 in Beirut geborene Rabih Mroué ist Schauspieler, Regisseur und Dramatiker. Seit 1990 entwickelt er eigene Stücke, Performances und Videos. Indem er beständig nach neuen und zeitgenössischen Verbindungen zwischen all den Elementen und Sprachen der Theaterkunst sucht, hinterfragt er immer wieder aufs Neue die Definitionen von Theater und die Wechselbeziehung zwischen Ort und Form der Performance sowie zwischen Darsteller und Publikum. Seine Arbeiten behandeln die Themen, die in der momentanen politischen Situation im Libanon unter den Tisch gefegt wurden. Mit den Mitteln des halb-dokumentarischen Theaters zieht er die dringend nötige Aufmerksamkeit auf die breiteren politischen und wirtschaftlichen Kontexte ...
Von der Theaterpraxis über Politik hin zu dem Problem der Darstellung sowie seinem persönlichen Leben reichen die Bereiche, in denen er nach der ‚Wahrheit’ sucht - mit Dokumenten, Fotos und gefundenen Objekten, die weitere Dokumente, weitere ‚Wahrheiten’ erzeugen: Es ist, als ob diese Arbeit zum Seziertisch für die zwielichtigen Prozesse in der Gesellschaft des kriegsgeschüttelten Libanons wird. Mit einer Anhäufung von Material entfaltet sich eine surrealistische Saga, die die Behauptung, „zwischen Wahrheit und Lüge ist nur Platz für ein Haar“, herauskitzelt. Sein Stück „Looking for a Missing Employee“ ist eine investigative Performance, in der der Künstler zum ‚Detektiv’ wird, der aktuelle Dokumente verwendet, um zu verstehen, wie Gerüchte, öffentliche Beschuldigungen, nationale politische Konflikte und Skandale in der von den Printmedien geformten Öffentlichkeit einwirken. Mroué übt radikale Kritik, insbesondere mit seiner Videometaphorik.
Ohne seinen sonderbaren Sinn für Humor zu verstecken, schafft er mit „Biokhraphia“ (in Zusammenarbeit mit Lina Saneh) auf geschickte Weise einen Raum für die Erfindung einer Biografie mit all den Träumen, Verfehlungen und Veranlagungen, die den Beginn einer Geschichte markiert. 2004 schrieb Mroué „Who’s Afraid of Representation“, eine Zusammenführung paralleler Geschichten der westlichen darstellenden Kunst sowie der sozialen und politischen Ereignisse in Beirut.


Jan Ritsema

Der 1945 in den Niederlanden geborene Jan Ritsema inszenierte Stücke für viele niederländische und belgische Theatergruppen – so für Toneelgroep Amsterdam, Het Werkteater, Het Nationale Toneel, Mug met de gouden Tand‚ tBarre Land, Maatschappij Discordia, Het Kaaitheater und Dito Dito. Die Bandbreite seiner Inszenierungen reicht vom etablierten Repertoire (Marlowe, Mishima, Koltes, Shakespeare, Heiner Müller, Elfriede Jelinek, René Pollesch) über dramatisierte Prosatexte (James Joyce, Virginia Woolf, Henry James, Rainer Maria Rilke) bis hin zu Performances, die er in Zusammenarbeit mit Komponisten, Tänzern und Künstlern entwickelt. Der International Theatre Bookshop, den er 1978 gründete, hat bereits über 300 Bücher zu Theater, Tanz und Film herausgegeben.
Seit 1995 arbeitete er auch als Tänzer; für das Kunsten Festival des Art in Brüssel tanzte er das Solo „Pour la fin du temps“. Er trat in einigen von Meg Stuarts Improvisations-Projekten namens „Crash Landing“ auf; er tanzte zudem mit Boris Charmatz, die Duette „Weak Dance Strong Questions“ (mit Jonathan Burrows) und „Blindspot“ (mit Sandy Williams).
Ritsema hat eine Vorliebe für sperrige, komplexe, intellektuelle Themen. Seine Inszenierungen folgen den Spuren des Denkens an sich, das mit all seiner Offenheit, Unbestimmtheit und Unendlichkeit einen stetigen, anhaltenden Prozess erfordert. Nicht die Illusionen produzierende Maschine des Theaters, sondern die leibhaftige Präsentation von differenzierten Zusammenhängen und Ideen fasziniert ihn. Sein experimenteller Zugang ist ähnlich dem des französischen Filmemachers Godard, einem Regisseur, dem er sich sehr verbunden fühlt. In Zusammenarbeit mit der Performerin und Musiktheoretikerin Bojana Cvejić bewegt er sich entlang der Grenze von Präsentation und ‚Nicht-Performance’ in Produktionen wie „TODAYulysses“, „Pipelines, a construction“ und „knowH2Ow“.
Seit 2004 erhält Ritsema vom Siemens Kunstprogramm ein Forschungs- und Entwicklungsstipendium. Er untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Theater und Performance, indem er Intellektuelle interviewt, deren Reflexionen dem bestimmenden ‚Theater’ in der heutigen Gesellschaft gelten. Diese Gespräche sollen publiziert werden. Ritsema lehrt an verschiedenen Theaterhochschulen für Schauspiel und Regie in den Niederlanden und Belgien sowie an zahlreichen Sommerakademien in ganz Europa. Von 1990 bis 1995 war er Professor an der Rijksakademie in Amsterdam. Seit ihrer Gründung war er war Lehrer bei P.A.R.T.S., der Schule für zeitgenössischen Tanz von Anne Teresa De Keersmaeker. 2006 beginnt Ritsema mit seiner Tätigkeit im PerformingArtsForum (PAF), einem Artist-in-residence Programm in einem alten Kloster nahe der französischen Stadt Reims – ein Laboratorium für neue Produktionsformen und Think Tanks zur Darstellenden Kunst sowie Entwicklungs- und Produktionsstätte für Inszenierungen.


Lina Saneh

Die 1966 in Beirut geborene Lina Saneh ist Theatermacherin. Sie studierte an der Lebanese University in Beirut und an der Sorbonne Nouvelle in Paris. Sie arbeitete als Schauspielerin und schrieb und inszenierte mehrere Stücke, darunter „Les Chaises” (1996), „Ovrira” (1997), „Extrait d’Etat Civil“ (2000) und „Biokhraphia” (2002).
In ihren früheren Arbeiten interessierte sich Saneh besonders für das gestische Theater, im Bestreben einen vom Krieg gezeichneten Körper darzustellen. Sie hinterfragte die sozialen und politischen Konflikte und Widersprüche im Nahen Osten sowie die Spuren, die sie auf unseren Körpern hinterließen. Heute interessiert sie sich für Eigenschaften und Funktion von Handlungen auf der Bühne. Dabei fragt sie nach der Rolle der Körpersprache in einer von der Idealisierung des physischen Körpers gekennzeichneten virtuellen Welt. Folglich hinterfragt sie die klassische Definition von ‚Theater’. Saneh befasst sich in ihrer Arbeit außerdem mit Multimedia- und Video und fragt nach unserem Status als Bürger und unserer Position in öffentlichen Räumen – ein Thema, das zu einer neuen politischen Parole anwachsen könnte. Zurzeit arbeitet Lina Saneh als Assistenzprofessorin am Institut d’Etudes Scéniques et Audio-Visuelles an der Saint-Joseph University in Beirut sowie an der Saint-Esprit University in Kaslik, Libanon.


Georg Schöllhammer

Der 1958 geborene Georg Schöllhammer Redakteur, Autor und Kurator lebt und arbeitet in Wien. Er war Mitbegründer und ist seit 1995 Chefredakteur von „springerin - Hefte für Gegenwartskunst“, einem vierteljährlichen Magazin für Theorie und Kritik der zeitgenössischen Kunst und Kultur. 1988 bis 1994 war er Redakteur für Bildende Kunst bei der Tageszeitung „Der Standard“. 1992-1998 war er Gastprofessor für Theorie der Gegenwartskunst an der Universität für Kunst und Industriedesign in Linz. Neben seinen zahlreichen Publikationen, Ausstellungen und Projekten im Bereich zeitgenössischer Kunst und Architektur leitet er tranzit.at, eine Initiative, die zeitgenössische Kunstprojekte in Mitteleuropa unterstützt. Zuletzt kuratierte er die Ausstellung „Play Sofia“ in der Kunsthalle Wien (2005) sowie die Projekte „Inventur: zeitgenössischer Tanz und Performance“ (Tanzquartier Wien, 2005) und „Lokale Modernen. Architektur an den Rändern der Sowjetunion“ (Frankfurt am Main und Berlin). Zurzeit ist er außerdem für die Publikationen zur dokumenta 12 verantwortlich. (www.springerin.at)


Tino Sehgal

Der 1976 in London geborene Tino Sehgal macht immaterielle Kunst, ungeachtet klassischer Produktionsprozesse, die aber dennoch existent und sichtbar ist. Seine Kunstaktionen nehmen erst in der Begegnung mit dem Zuschauer Gestalt an. Für seine Arbeit engagiert er Menschen, die mittels Bewegungen, Sprache oder Gesang in Kontakt mit dem Besucher der jeweiligen Ausstellung treten. Sehgal verwandelt Handlungen - keine Objekte - ohne eine filmische oder fotografische Dokumentation zu hinterlassen. Wenn sich Sammler, Künstler und Galeristen auf einen mündlichen Vertrag unter Zeugen einlassen, kann seine Kunst in Besitz genommen werden.
Zusammen mit dem Maler Thomas Scheibitz gestaltete Sehgal 2005 den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Seine Ausstellungen waren u.a. im Van Abbemuseum in Eindhoven (2004), im Institut of Contemporary Arts in London (2005 und 2006) und in der Galerie Johnen in Berlin (2005) zu sehen. 2006 wird er an der Tate Triennale in London und der Berlin Biennale beteiligt sein sowie eine Einzelausstellung im Kunsthaus Bregenz haben. Tino Sehgal studierte Choreografie und Politische Ökonomie in Berlin und Essen. Heute lebt er in Berlin.



Meg Stuart

Meg Stuart, geboren 1965 in New Orleans, schloss ihre Tanzausbildung mit einem „Bachelor of Fine Arts“ in New York ab. Von 1986 bis 1992 war sie Mitglied der Randy Warshaw Dance Company. Ihre erste Choreografie „Disfigure Study“ wurde 1991 für das Festival Klapstuk in Leuven realisiert. Es folgten die Stücke „No Longer Readymade“ (1993) und „No one is Waching“ (1995). Im Jahre 1994 gründete Stuart die Company Damaged Goods in Brüssel.
Die Suche nach neuen künstlerischen Konstellationen und Kontexten durch die Kreuzung von Tanz, Theater, Architektur und Bildender Kunst dominiert Stuarts Arbeiten. Dieser Ansatz wird besonders deutlich in den Projekten „Show in Many Things“ (Museum für Contemporary Art Gent, 1994) und „Insert Skin“ (eine Kooperation u.a. mit Ann Hamilton, Gary Hill, Bruce Mau und Lawrence Malstaf). Von 1996 bis 1999 war sie in das Improvisationsprojekt „Crash Landing“ involviert, an dem Tänzer, Musiker, Video- und Soundkünstler sowie Designer teilnahmen. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Stefan Pucher und dem Videokünstler Jorge Leon realisierte sie „Highway 101“, eine Performance, die sich dem fortlaufenden Gedenken und der Reminiszenz an die Erinnerung, dem Verhältnis des Künstlers zum Publikum und dem Umgang mit Raum widmet.
Einige ihrer zahlreichen Film- und Theaterprojekte: „Comeback“ (1999), „Snapshots“ (1999), und „Henry IV“ (2002) von Stefan Pucher; sie arbeitete zusammen mit Christoph Marthaler und Anna Viebrock an „Das goldene Zeitalter“ (2003) im Schauspielhaus Zürich und mit Frank Castorf an „Der Marterpfahl“ (2005) an der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz, Berlin.
Von 2001 bis 2004 waren Meg Stuart und ihre Damaged Goods Company Artists in Residence am Schauspielhaus Zürich, wo sie die Produktionen „Alibi“, „Visitors Only“, „Forgeries“, und „Love and Other Matters“ zur Aufführung brachten.
Januar 2006 hatte das Stück „Replacement“ an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin Premiere. In diesem Stück untersuchte Stuart das „Monster“ als eine Art Chiffre, durch die das Theater über sich selbst lernen kann: Die Monstrosität des Theaters und die Theatralik des Monströsen, das (menschliche) Streben nach Verkörperung und Phantomschmerz werden deutlich, wenn die Lebendigen und ihre Körper aufhören zu existieren und durch etwas anderes ersetzt werden.
Meg Stuart leitete zahlreiche Workshops unter anderem am Forum Dance (Lissabon), European Dance Development Centre (Arnheim), Movement Research (New York), Pro-Series (Wien), Tanzhaus Wasserwerk (Zürich) und Parts (Brüssel).


Catherine Sullivan

Catherine Sullivan arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, am bekanntesten aber sind ihre Theater- und Videoarbeiten, die meist das Verhältnis von Performance und Rollenspiel untersuchen. Sie schafft eine ganze Bandbreite von historischen und kulturellen Bezügen – zum Film Noir, dem Avantgarde-Kino, klassischen Dramen, romantischen Abenteurerzählungen, zu Musik, Literatur, Gegenwartskunst und Theatergeschichte. Mittels Fragmentierung, Entfremdung und Wiederholung erkundet sie die Spannung und das Verhältnis zwischen dem Darsteller, seiner Rolle, seiner körperlichen Möglichkeiten und dem Zuschauer. „Die Aufgaben des Schauspielers werden zur Währung in der auf der Bühne stilisierten Wirtschaft.“ Mit den Möglichkeiten des Theaters befreit sie sich von kulturell festgelegten „gestische Codes“ und vordefinierten Verhaltensmustern.
Catherine Sullivan wurde 1968 in Los Angeles geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Ursprünglich als Schauspielerin ausgebildet, studierte sie Bildende Kunst am California Institut of Arts, welches sie 1992 mit dem Bachelor of Fine Arts abschloss. 1997 folgte der Master of Fine Arts am Art Center College of Design.


Dorothea von Hantelmann

Dorothea von Hantelmann ist Kunsthistorikerin, Autorin sowie freie Kuratorin und lebt in Berlin. Nach ihrem Studium in Berlin arbeitete sie als Wissenschaftlerin am Museum of Modern Art in New York. 1999 wurde sie Mitarbeiterin im an der Freien Universität Berlin angesiedelten Sonderforschungsbereich „Kulturen des Performativen“. Innerhalb dieses Projektes beschäftigte sie sich intensiv mit der Bedeutung von „Performativität“ in den visuellen Künsten, folglich auch mit Konzepten von Partizipation, Kritik und Politik. Sie veröffentlichte zahlreiche Artikel zu einzelnen Künstlern, so zu Daniel Buren, James Coleman, Jeff Koons und Pierre Huyghe. Ihre Dissertation trägt den Titel „How to Do Things with Art: On the Meaning of Performativity for Visual Art”.
Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit war Dorothea von Hantelmann Kuratorin und Mitkuratorin von verschiedenen Projekten und Ausstellungen, so bei „Wahlverwandschaften“, einem interdisziplinären Kunst- und Theaterprojekt für die Wiener Festwochen 1999 (zusammen mit Hortensia Völckers und Anderen), „I like theatre & theatre likes me“ für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und „I promise it’s political“ für das Museum Ludwig in Köln 2002.
PUBLIKATIONEN (Auswahl): „I promise it's performative“ (in: Tanja Schwan: Medien, Avantgarde, Performativität, 2005), „How to Do Things with Art“ (in: Fischer-Lichte, Risi, Roselt: Kunst der Aufführung, Aufführung der Kunst, 2004), „Production of Space - Space of Production“ (in: Elmgreen & Dragset: Spaced Out, 2002), „Showing Art Performing Politics“ (in: Jongbloed, von Hantelmann: I promise it's political, Museum Ludwig Köln, 2002), „art moving politics“ (in: Stepken, Badischer Kunstverein: Lesebuch, 2001).


Hans Weigand

Hans Weigand beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Malerei, Fotografie, Film, Video, Gitarrenrock, Plastik, Architektur, Kunst am Bau, Druck, Typografie, Design, Buchproduktion und der technischen und ästhetischen Anwendbarkeit des Computers. Weigand überschreitet bewusst die Grenzen zwischen Technik und Medien: Seine Arbeitsgebiete umfassen so viele unterschiedliche Kunst- und Medienbereiche, dass eine netzwerkartige Gesamtstruktur in seinem Werk entsteht, die neue Perspektiven ermöglicht und die fließenden Übergąnge zwischen den einzelnen Bereichen und Medien deutlich macht. Er bewegt sich zwischen psychedelischen, popkulturellen, nachweltlichen, periodischen, transzendentalen und fiktionalen Welten , rückt sie ins rechte Licht, sodass die Absurdität dessen, was als wirkliche Welt beschrieben wird, erkennbar wird. Er stellt die Realität in seinem Spannungsfeld zwischen Banalität und Raffiniertheit in Frage. Sein Interesse am konzeptionellen ‚Ordnungsdrang’ steht im Widerspruch zu den Prinzipien des Fließens, der Flüchtigkeit, der Akzeptanz des Chaos und der Hybris. Seine Arbeiten reflektieren Mythen, Dogmen und Ideologien. Wissenschaftlichen Aussagen werden angezweifelt, indem die Manipulierung der Information und die Macht der Suggestion als Marktstrategie offen gelegt werden.
Hans Weigand ist außerdem Musiker: In den 80ern spielte er in der Artrock-Band Pas Paravent; in den 90ern gründete er zusammen mit Heimo Zobernig ein ‚noise dilettante’-Duo. 2002 gründete er mit der amerikanischen Underground/Punk-Legende Raymond Pettibon die Band Crinkum Crankum.
(Aus dem Katalog WEIGAND, HANS. SAT., herausgegeben von Peter Noever, 1998)


Akram Zaatari

Akram Zaatari lebt in Beirut. Er realisierte bisher 30 Videos und Foto/Video-Installationen, die sich mit Fragen zum Nachkriegszustand auseinandersetzen, insbesondere mit sexuellen, sozialen und nationalen Identitäten sowie der Vermittlung der territorialen Konflikte und Kriege durch das Fernsehen. Zunehmend beschäftigen sich Zaataris Arbeiten mit der steigenden Bedeutung, der Entstehung und der Vermittlung von Mythen. In seinem Dokumentarfilm „All is Well on the Border“ (1997) geht es um die Logik des religiösen und nationalen Widerstands; Die Filme „This Day“ (2003) und „In This House“ (2005) beschäftigen sich mit der Verbreitung und Entstehung von Bildern im Zusammenhang mit der geographischen Teilung des Nahen Ostens. 1997 war Akram Zaatari Mitbegründer der Arab Image Foundation in Beirut, in der er die fotografische Geschichte des Nahen Ostens zusammenträgt, studiert und archiviert. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem Archiv des libanesischen Fotografen Hashem al Madani (geboren 1928), das als Register für soziale Beziehungen und fotografische Praktiken fungiert. Seine weiterhin andauernden Forschungen zur fotografischen Geschichte des Nahen Osten resultierten bereits in einer Reihe von Ausstellungen und Publikationen, wie z.B. „Hashem al Madani: Studio Practices“, zusammen mit Lisa Lefeuvre, oder „Mapping Sitting“ eine Zusammenarbeit mit Walid Raad.
„Die Fotografien und Videos von Akram Zaatari wecken in uns Zweifel an den von politisch bevollmächtigten Stellen übermittelten Informationen. […] Seine Arbeiten machen deutlich, dass im Libanon der letzten 30 Jahre, und speziell während des Krieges, Dokumente entstehen, die zeigen, was es heißt, mit der physischen, sozialen und politischen Dimension des Krieges konfrontiert zu werden. Die andauernde Veröffentlichung dieser Dokumente wirft Fragen danach auf, wie die eigentliche Bedeutung entschlüsselt werden kann.“ (Walid Raad)
Zaatari veröffentlicht seine Texte in wissenschaftlichen und Fachzeitschriften wie Third Text, Parachute, Framework, Transition, Bomb, Al-Adaab und schreibt regelmäßig über Videokunst für Zawaya. Er lehrte an der American University in Beirut, am L'Institut d'études scéniques, audiovisuelles et cinématographiques der Saint-Joseph University in Beirut und an der Saint-Esprit University in Kaslik, Libanon.


Veranstaltungsort:
Mehrere Orte in Warschau

Veranstaltungszeitraum:
25. August - 10. September 2006

Beteiligte Institution
Teatr Rozmaitości, Warschau
Ehrenpräsidentin
Prof. Dr. Maria Janion
Künstlerische Leitung
Hannah Hurtzig
Projektleitung
Carolin Hochleichter

Produktion
Joanna Warsza
Projektassistenz
Beata Seweryn
Technische Leitung
Paweł Kamionka
Ausstattung
Marta Skajnowska

Praktikanten
Ola Kozłowska, Magda Milenkowska

Casting-Beratung
Karolina Ochab
Literarische Beratung
Paweł Dunin-Wąsowicz

Foto © Olaf Breuning