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Kaegi, Stefan
Stefan Kaegi, geboren 1972 in der Schweiz, ist Theaterregisseur. Anstatt Dramen zu inszenieren, entdeckt er das Theatralische im Alltag. Die Annäherung an seine Themen geschiet dokumentarisch: was man auf der Bühne letztlich sieht, sind lebendige Prototypen und Experten - in die Grauzone zwischen Realität und Fiktion versetzt; Bildmontagen von dokumentarischem Material; theatralische Interventionen und Menschen von der Straße, die als Experten in inszenierten Situationen auftreten.
Stefan Kaegi studierte Bildende Kunst in Zürich sowie Performance an der Universität Gießen. In Argentinien, Brasilien, Österreich und Polen arbeitete er mit ansässigen Performern an Projekten im urbanen Kontext. Dabei entstanden Motorradtouren, Audio-Führungen, Haustier-Zeremonien und Busfahrten. Sein argentinisches Stück „Torero Portero“ wurde in München (Theaterfestival SpielArt), Frankfurt am Main (Mousonturm) und Berlin (HAU) gezeigt, aber auch in Bogotá, Rio de Janeiro und São Paulo. Für seine Schnitzeljagd „Skrót: Krakau Files“ wurden die Städte Frankfurt, Gießen, München und Krakau zum Bühnenbild. Auf dem Berliner Festival Politik im freien Theater 2005 wurde Stefan Kaegis Modelleisenbahn-Welt Mnemopark mit dem Preis der Jury ausgezeichnet – und zum Avignon Festival 2006 eingeladen.
2000 begründete Stefan Kaegi zusammen mit Helgard Haug und Daniel Wetzel das Theater-Label Rimini Protokoll. Seitdem inszenieren sie Dokumentar-Stücke, wie z.B. „Kreuzworträtsel Boxenstopp“, in dem 80-jährige Damen mit der Formel 1 konfrontiert werden. Für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg ließen sie eine Mannschaft von Grabrednern und Trauermusikern zusammen mit Studenten der Chirurgie und Grabsteinmetzen in „Deadline“ auftreten. Dieses Stück sicherte ihnen die Einladung zum Berliner Theatertreffen 2004. In „Sonde Hannover“ konnte das Publikum durch Ferngläser die Stadt als Theaterstück betrachten. Zu Protesten seitens der Politiker kam es, als sie während des Festivals Theater der Welt 2002 mit dem Stück „Deutschland 2“ eine komplette 18-stündige Bundestagssitzung mit 200 Einwohnern der ehemaligen Hauptstadt Bonn live nachstellten. 2004 entwickelte Rimini Protokoll „Sabenation“ für das Kunsten Festival in Brüssel sowie „Schwarzenbergplatz“ für das Burgtheater Wien (nominiert für den Nestroy-Preis 2005). Für „Call Cutta“ gründeten sie ein Call Centre im indischen Kalkutta, von dem aus das Berliner Publikum via Handy fernbedient wurde. Kaegis letzte Arbeiten waren „Cameriga“ auf dem Homo Novus Festival Riga (2005) und „Blaiberg und sweetheart 19“ für das Schauspielhaus Zürich. 2006 wird Kaegi an Projekten in Berlin, Zürich, Sofia, Düsseldorf und São Paulo arbeiten.
beteiligt an › Mobile Akademie Warschau: „Geister, Gespenster, Phantome und die Orte an denen sie leben“